Mehr Vielfalt für den Einzelhandel

Den meistens Innenstädten geht es schon lange nicht mehr gut. Immer mehr Geschäfte schließen, immer mehr Aktivitäten verlagern sich ins Internet. Doch Wandel gab es schon immer. Wer kennt heute noch einen Schuhmacher, eine Schreibmaschinen-Herstellerin oder ein Unternehmen, welches Telefone mit Kabel und Drehscheibe produziert? Berufe kommen und gehen, genauso wie Innovationen oder Moden. Für einige sind Veränderungen aufregend und positiv, andere fühlen sich von ihr bedroht. Fest steht, dass Veränderungen immer schneller kommen, unsere Welt ist schneller geworden. Schnelligkeit bedeutet auch, dass alles zu jeder Zeit verfügbar sein soll, verfügbar sein muss. Können die kleinen Geschäfte in den Innenstädten diesen Anforderungen gerecht werden? Oft leider nicht. Und immer öfter ziehen sie den Kürzeren und (müssen) schließen. Sina Beckmann, Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, stellt fest: „Dem Einzelhandel ging es schon vor der Corona-Krise nicht gut, umso mehr müssen wir uns für die Zeit nach der Pandemie um das Gewerbe in unseren Innenstädten kümmern. Es ist auch unsere politische Verantwortung die bestehenden Einzelhändler*innen und Gastronom*innen zu stärken, aber auch den Raum für neue Ideen und Möglichkeiten zu schaffen.“ Es gibt viele Ansätze, etwas gegen den Verfall der Innenstädte zu unternehmen. Natürlich muss es politisch gewollt sein und angepackt werden. Die IHK Niedersachsen will anpacken oder zumindest dabei helfen und hat ein Papier mit Maßnahmen rausgebracht, wie wir dem Innenstadt-Sterben begegnen können. Darin heißt es, die Städte könnten die Aufenthalts- und Erlebnisqualität erhöhen und dadurch einen Mehrwert gegenüber dem Internet-Einkauf bekommen. Wie würde das aussehen?

„In meiner Vorstellung für Wilhelmshaven durch mehr Grünflächen und seien es nur Hochbeete in der Marktstraße, in Jever gilt das für die gesamte Altstadt und in Wittmund rund um die Drostenstraße, durch ein vielfältiges gastronomisches Angebot oder durch den Aufbau eines Urban Gardening/ einen die-Stadt-gemeinsam-Beackern-Bereich, zum Beispiel in Wilhelmshaven am Banter See, in Jever in den Karl-Jaspers-Anlagen und in Wittmund beim neuen Wohnmobil-Stellplatz. Essbare Städte laden dann wieder zum Verweilen ein, weil sich einjede*r eine Mohrrübe ziehen oder einen Apfel vom Baum pflücken kann. Die Kreativwirtschaft kann miteingebunden werden, Kultur-, Gastronomie- und Bummel-Angebote bedingen einander. Große Spielplätze und öffentliche Sportangebote wie eine Kletterwand oder Bouleflächen locken Aktive in die Stadt, hier böte sich in Wilhelmshaven die Fläche Ecke Ebertstraße/ Virchowstraße an, in Jever der Alte Markt und in Wittmund vielleicht der Karl-Bösch-Platz. W-LAN an jeder Ecke und Auflademöglichkeiten für E-Bikes, Smartphones und Co. runden das Angebot ab. Auch die Tourist-Info könnte in Wilhelmshaven in der Marktstraße eine Zweigstelle eröffnen und so zur Belebung beitragen. Die Innenstädte muss wieder mehr zum Outdoor-Wohnzimmer für die Menschen werden.“, zählt Sina Beckmann einen ganzen Blumenstrauß an Ideen auf. Doch auch das Leerstandmanagement muss anders koordiniert werden. „Die Ladenmieten in unseren Städten sind zu hoch, dort kann sich kaum noch jemand alleine ansiedeln – vielleicht funktioniert hier das kooperative Arbeiten mit Shared Workspaces. Bezüglich der Leerstandes sollte nach einer definierten Frist, beispielsweise ein Jahr, die Immobilie so besteuert werden, dass eine Vermietung attraktiver ist.“, schlag Sina Beckmann vor. Doch speziell nicht nur die Innenstadt in Wilhelmshaven rund um den Bahnhof, sondern auch andere Stadtteile bedürfen mehr Beachtung. „Wir müssen auch an die Einkaufszonen in der Gökerstraße (Heppens), in Fedderwardergroden und Voslapp denken.“

Wie wäre hier nun ein runder Tisch mit der Verwaltung, der örtlichen Politik, den Unternehmer*innen, Banken und mit den örtlichen Immobilien-Eigentümer*innen? Jetzt, in Kürze? Umso gemeinsam die Konzepte für die Zukunft unserer Städte zu entwickeln.