Antrittsbesuche der Landtagsabgeordneten Sina Beckmann im Kreis Friesland und den Gemeinden

Friesland hat eine starke Vertretung in Hannover

Landtagsabgeordnete Beckmann ist zum Antrittsbesuch bei Landrat Sven Ambrosy

Sina Beckmann und Sven Ambrosi

Seit 1 1/2 Jahren arbeiten die beiden schon auf Kreisebene zusammen und werden sich in Zukunft wohl noch häufiger sehen. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Sina Beckmann jetzt noch eine Vertreterin aus dem Landkreis Friesland im Landtag haben. Es ist gut, dass unsere Region so stark vertreten ist.“ sagt Sven Ambrosy.

Seit den Landtagswahlen 2022 ist die Jeveraner Grüne nicht nur kommunalpolitisch im Stadtrat Jever und im Kreistag Friesland aktiv, sondern jetzt auch noch in Hannover. „Natürlich ist das eine Herausforderung, alle Termine rund um Ausschüsse und weitere Sitzungen zu koordinieren, aber das klappt bislang sehr gut. Als Unternehmerin bin ich es gewohnt, den Alltag zielgerichtet zu strukturieren.“ stellt Sina Beckmann fest. Ein Thema beschäftigt beide Politiker*innen besonders: den Ausbau der erneuerbaren Energien. Ambrosy weiß dabei die Vorzüge des Landkreises hervorzuheben. „Wir sind jetzt schon bei einer sehr hohen Versorgung durch grünen Strom mit über 170%. Aber wir können mehr und wir wollen mehr. Schließlich hängt auch unsere Weiterentwicklung und Wohlstand in Zukunft von bezahlbarem und klimaneutralem Strom ab.“ 

Bei Beckmann rennt er damit offene Türen ein. „Wir brauchen unbedingt den ländlichen Raum für die Energiewende, weil wir in den Städten und Stadtgebieten vor allem Windkraftanlagen nur begrenzt aufstellen können. Für Niedersachsen haben wir Grünen mit der SPD im Koalitionsvertrag festgelegt, bis 2026 2,2% der Fläche für Windenergiegebiete rechtsverbindlich auszuweisen – da brauchen wir auch das Engagement aus Friesland.“ Natürlich kam während des Gesprächs auch die Frage auf, wie die Planungsverfahren, die leider mit bundesweit durchschnittlich 5 Jahren immer noch viel zu lange dauern, beschleunigt werden können. 

Landrat Ambrosy ist sich sicher: „Deutschlands Planungsrecht ist insgesamt zu bürokratisch und wir müssen digitaler werden. Friesland ist da fortschrittlich unterwegs. So gibt es bei Bauanträgen jetzt schon die Möglichkeit einer digitalen Akte zur schnelleren Zusammenarbeit mit den Planungsbüros. Ein weiterer Meilenstein für die Windkraft-Planung können die sogenannten „Go to Areas“ sein. Hier werden bereits im Vorfeld alle Prüfungen unternommen, so auch die Umwelt-relevanten, was dazu führt, dass diese Fläche schneller ausgewiesen werden können. Auch Sina Beckmann fordert ein schnelleres Umsetzen der Energiewende: „Das dauert bei uns alles zu lange. Wir müssen es schaffen, Projekte im Bereich erneuerbarer Energien mehr zu standadisieren, damit Genehmigungen schneller erfolgen können. Die Geschwindigkeit vom Bau des LNG-Terminals brauchen wir unbedingt bei den Erneuerbaren – wir sehen, dass es geht. Vereinfachte Verfahren, ein Preisschild für den Eingriff in die Umwelt – denn auch das passiert beim Ausbau mit Wind, Solar und Biogas – und daraus resultierend einen wirklichen Ausgleich und Mehrwert für die Natur. Mehr Personal in den Behörden ist auch ein Schlüssel. Hier wird die Landesregierung jetzt mit der Taskforce Energiewende aktiv – wir brauchen neuen Schwung für den Ausbau.“

Jever: Eine Historische Stadt mit Zukunft

Beim Antrittsbesuch der Landtagsabgeordneten Sina Beckmann (Grüne) beim Bürgermeister der Stadt Jever, Jan Edo Albers, ging es vor allem um die Chancen und Herausforderungen von Städten im ländlichen Raum.

Jan – Edo Albers und Sina Beckmann

„Ich freue mich, dass wir nach langer Zeit wieder eine jeversche Vertreterin im niedersächsischen Landtag und damit einen direkten Draht in die Landesregierung haben.“, sagt Jan Edo Albers beim Besuch der neuen Landtagsabgeordneten Sina Beckmann. Das Stadtbild der historischen Marienstadt habe sich in den letzten Jahren stark verändert und werde sich auch in Zukunft noch ändern. Insbesondere der Bau und Betrieb von Kindergärten und Krippen ist eine große Aufgabe für alle Kommunen. Mit dem Anspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 steigt auch in den Grundschulen den Personal- und Raumbedarf. „Bildung und Betreuung sind kommunale Aufgaben, die wir sehr gerne übernehmen, aber die auch ein großer Kostenfaktor für uns sind“, bemerkt Albers. Er wünsche sich ein Förderprogramm für Krippen- und Ganztagsplätze und gab Beckmann dieses Anliegen mit nach Hannover. Mit der bald beginnenden Umsetzung der Sanierung der Wallanlagen und des Innenstadtkonzepts wird auch die Barrierefreiheit der Innenstadt verbessert. „Das denken wir überall mit, aber natürlich geht es nicht von heute auf morgen“, erklärt Albers.

Auch die Verkehrswende ist eine Aufgabe, bei der sich Albers mehr Aktion vom Land wünscht. „Auf die Radwege an Landesstraßen haben wir als Stadt wenig Einfluss. Da würden wir uns eine höhere Geschwindigkeit wünschen“, so Albers mit Blick auf den seit Jahrzehnten gewünschten Radweg an der L813 Richtung Sandelermöns oder den schlechten Zustand an der Schützenhofstraße – beides Landesstraßen. Auf Beckmanns Idee einer besseren ÖPNV-Anbindung der Außenbereiche Cleverns, Rahrdum und Moorwarfen an die Kernstadt mittels eines zuverlässig nach Taktfahrplan verkehrenden selbstfahrenden (Klein-)Busses reagiert Albers begeistert: „Bei einem Pilotprojekt wären wir sofort dabei.“

Bei dem im letzten Jahr beschlossenen Beitritt der Stadt Jever zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats Wattenmeer sind sich beide einig, dass jetzt mit ersten Projekten gezeigt werden muss, dass der Beitritt positive Auswirkungen hat und Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringt. „Das Biosphärenreservat muss auch gelebt werden“, sagt Beckmann.

Auch über die Chancen der Energie- und Wärmewende redeten die beiden. „Wasserstoff sehe ich eher in der energieintensiven Industrie und nicht beim Einsatz in Autos“, zeigt Beckmann auf. „Besser ist es, in Biogas und kommunale Wärmenetze zu investieren und die Windkraft sowie Photovoltaik-Anlagen zu nutzen – auch als Finanzquelle für Kommunen.“

Abschließend wünscht sich Sina Beckmann mehr Mut bei der Umsetzung von Projekten. „Die Fehlerkultur muss besser werden. Anstatt immer alles totzureden kann man auch einfach mal machen. Man muss sich auch trauen, Fehler zu machen und daraus zu lernen“, so die Landtagsabgeordnete.

 

Sande hat viel Entwicklungspotential

Sina Beckmann ist gerade auf Friesland-Tour – ihr nächster Antrittsbesuch findet bei Sandes Bürgermeister Stephan Eiklenborg statt. „Ich freue mich sehr hier zu sein.“ so die Jeveranerin. „Wie auch in allen anderen Städten und Gemeinden in Friesland – denn so bekomme ich auch noch mal ein paar andere Themen mit.“ Genau darum geht es der neuen Landtagspolitikerin der Grünen. Ein guter, enger Austausch zu allen Bürgermeistern und Landräten. Damit gemeinsam viel für die Region bewegt werden kann. In Bewegung ist auch die Gemeinde Sande. Und erneuerbare Energien spielen dabei eine große Rolle.

Stephan Eiklenborg und Sina Beckmann

„Wir haben schon einige Windkraftanlagen auf Gemeindegebiet. Das könnte sich in Zukunft noch steigern und durch Freiflächenphotovoltaik ergänzt werden. Das Besondere ist jedoch der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in Sande. So kann der grüne Strom, der hier nicht eingespeist wird, zu erneuerbarem Wasserstoff umgewandelt werden. Das sehe ich als große Chance für uns.“ ist sich Bürgermeister Eiklenborg sicher.

„Industrie und Gewerbe folgen Energie, am liebsten grüner Energie. Vor allem, wenn sie einen Preisvorteil hat und das sollte so sein, wenn sie hier in der Region produziert ist.“ stellt Beckmann klar. Und so könnte Sande demnächst auch interessant für Unternehmen werden. Für die Gemeinde-Kasse wäre das ein Segen, meint Eiklenborg. „Unsere Finanzlage ist angespannt und die Ansiedlung von größeren Firmen ist eine gute Chance, hier dauerhaft Verbesserung herbeizuführen. Der Unterhalt einer Kommune kostet Geld. Kitas, Grundschulen und zum Beispiel eine notwendige Sanierung des Kanalsystems müssen bezahlt werden.“ Ansiedlungen von Unternehmen in Sande aufgrund der Energiewende könnten auch dazu führen, dass mehr Menschen in Sande leben wollen. „Wir haben hier alles. Weites Land, einen kurzen Weg zum Meer, eine Bahnanbindung, und auch eine gute Grundversorgung, vor allem durch das Krankenhaus in Sanderbusch. Somit rechne ich damit, dass wir demnächst auch über Wohnprojekte sprechen werden.“ wagt Eiklenborg einen Blick in die Zukunft. 

Sina Beckmann freut sich über so viel Zukunftsperspektive in Sande. „Natürlich hängt die wirtschaftliche Entwicklung einer Gemeinde an der örtlichen Wertschöpfung. Neue Ansiedelung und neue Wohngebäude werden eine weitere Flächenversiegelung mit sich bringen. Hier brauchen wir gute Lösungen wie den Einsatz von alternativen Baumaterialien, der Nutzung von 100% erneuerbaren Energien und einer minimalen Versiegelung sowie Ausgleichsmaßnahmen, die ihren Namen auch verdient haben. Sande macht viel als Mitglied in der Entwicklungszone des Biosphärenreservats, mit dem neu geschaffenen Biotop und lebt das Projekt Bienengemeinde Sande, federführend mit dem RUZ Schortens, dem Bürgerverein und Imker Peter Bünting. Daran muss die Gemeinde anknüpfen und die wirtschaftliche Entwicklung mit der ökologischen Weiterentwicklung kombinieren. Denn es geht nur zusammen. Aber ich bin mir sicher, dass das klappen wird.“ zeigt sich Sina Beckmann optimistisch.


Varel – Zeitenwende in der kommunalen Kommunikation 

Bei den Antrittsbesuchen von Sina Beckmann, Landtagsabgeordnete der Grünen, die sie zu den Bürgermeistern führt, gibt es keine Agenda. „Und das ist auch gut so, denn mir ist der lockere Austausch mit den Hauptverwaltungsbeamten an dieser Stelle sehr wichtig. Oft genug ist alles von starren Tagesordnungen belegt, jetzt soll es nur ums Kennenlernen gehen. Denn dafür ist Politik ja da – für die Menschen.“ sagt die Jeveranerin beim Besuch in Varel. Auch Bürgermeister Gerd-Christian Wagner stimmt zu, denn ihm sei das Miteinander reden sehr wichtig. „Wir leben in einer Zeit des schnellen Medien-Konsums, wo vieles nur noch in Eile geschieht. Auch die Qualität des Journalismus leidet sehr darunter, wenn es bei Nachrichten und Neuigkeiten nur noch um sogenannte „Click-Baits“ und reißerische Titel geht.“ Er sieht die Gefahr, dass vor allem Kommunalpolitik über die klassischen Medien nicht mehr die Menschen erreicht. „Zeitungs-Abonnements gehen zurück, Verlags-Häuser werden zusammen gelegt, Personal reduziert, was für Qualitäts-Journalismus dringend nötig wäre. Das ist eine gefährliche Situation.“ so Wagner.

Sina Beckmann, MdL und Bürgermeister Gerd-Christian Wagner

Deshalb überlegt die Stadt Varel nun, wie sie ihre Bürgerinnen und Bürger besser erreichen und über Neuigkeiten informieren kann. Wagner ist klar: „Es ist schon irgendwie eine Zeitenwende in der kommunalen Kommunikation, denn wir wollen/müssen die Menschen direkt erreichen. Kommunen müssen sich selber kümmern. Zu denken wäre da an ein eigenes Medium, z. B. eine Varel-App für Jung und Alt, die sich jede Bürgerin und jeder Bürger im App-Store runter laden kann. Modern, informativ, nützlich. Derzeit gehen viele Kommunen diesen Weg.“ Sina Beckmann, als Politikerin selbst auf allen gängigen Social-Media-Apps vertreten, um die Menschen über politische Entwicklungen zu informieren, kann sich vorstellen, dass so ein App auch Friesland-weit funktionieren könnte. „Viele Menschen interessieren sich nicht nur für die Geschehnisse in ihrer eigenen Gemeinde oder in der Stadt, wollen das große Bild von Friesland. Da wäre eine Zusammenarbeit der acht Friesischen Städte und Gemeinden sicherlich ein tolles Signal.“

Diese App, diese Erneuerung der Kommunikation steht auch im Zeichen eines historischen Jubiläums. „2024 wird Varel 900 Jahre alt. Wir werden sehen, welche Geschichte Varel hat, wo wir herkommen und den Fokus auf die Zukunft legen – wo wir hinwollen.“ ist Wagners Freude groß. Die Zukunft, das sind viele Projekte, die Varel anpacken will. Vor allem mit den BürgerInnen. Deshalb steht der Bürgermeister dem Projekt LOSLAND sehr wohlwollend gegenüber. „Ich bin ein großer Fan dieser Form der Bürgerbeteiligung, weil es den Menschen die Möglichkeiten bietet, ihre Stadt selbst mitzugestalten. Varel ist eine von 10 Modell-Städten in Deutschland, in denen das Projekt Losland läuft. Der Rat kann die Ergebnisse wertschätzend in seine Arbeit aufnehmen.“ ist Wagner stolz. Auch Sina Beckmann schätzt es sehr, dass BürgerInnen die Geschicke in den Städten und Gemeinden mit bestimmen können. „Das Projekt LOSLAND bietet dabei noch eine Besonderheit. Es sind willkürlich ausgeloste Menschen, die hier zusammen kommen. Denn LOSLAND entwickelt mit den Kommunen die passenden  Beteiligungsprozesse. Das Ganze ist inspiriert von Bürgerräten, dem dazu gehörigen Losverfahren und anderen Formen der Bürgerbeteiligung.“ 

Bürgermeister Wagner und Landtagsabgeordnete Beckmann sprachen über weitere Projekte in der Stadt. So spielt der Verkehr, vor allem nach Dangast, immer wieder eine große Rolle und führt dort an sonnigen Tagen zum Kollaps der Zubringerstraße. Hier muss weiter an Lösungen gearbeitet werden, insbesondere mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), finden die beiden PolitikerInnen. 

Immer wieder Stadtgespräch ist auch das Tivoli. Ein Veranstaltungsort, der noch von mehreren Vereinen genutzt wird. „Varel muss für größere Veranstaltungen eine räumliche Lösung bieten.“ sagt Wagner. „Reichen unsere größeren Räume (Weberei, Forum Alte Kirche, Aula Oberschule oder Gymnasium etc.) dazu, wollen wir sanieren oder ist ein Multifunktionsbau für viele Vereine wirtschaftlicher? Wie eine Lösung aussehen könnte wird jetzt diskutiert. Die Ergebnisse dieses Prozesses sollte dann der Rat als Grundlage seiner Entscheidung nutzen. Gute Information und Bürgerbeteiligung ist hier angezeigt“.

Als vorläufig letzten Punkt in ihrem Austausch sprachen Wagner und Beckmann noch über die Entwicklung am Bahnhof. Dort soll nun in der alten Güterhalle ein moderner Fahrradstellplatz entstehen. „Das ist ein tolles Signal für alle PendlerInnen und dem ÖPNV, denn mit guten Fahrradangeboten wird das Pendeln mit Bus- und Bahn noch attraktiver. Mehr Fahrrad fahren ist einfach gesund für die Menschen, schützt insgesamt die Stadt vor dem motorisierten Individualverkehr, reduziert die CO2-Emissionen und verbessert die Luftqualität. Dann müssen wir neben den tollen Fahrradstellplätzen für PendlerInnen aber auch noch eine kostenlose Fahrradmitnahme in Bus und Bahn erreichen, um diese Art der Mobilität noch attraktiver zu machen.“ stellt Beckmann abschließend fest.

Bockhorn gestaltet Energiewende aktiv mit

Die nächste Station der Friesland-Tour von Sina Beckmann ist Bockhorn. Im Gespräch mit Thorsten Krettek, Bürgermeister von Bockhorn, geht es um vielfältige Themen. „Die Gemeinden in Frieslands befassen sich häufigen mit den gleichen Aufgaben. Was uns allerdings von vielen unterscheidet, ist unsere aktive Rolle bei der Energiewende. Dabei profitieren wir von stetigen Einkommen durch unsere Beteiligungen an Windkraftanlagen vor Ort,“ – so Thorsten Krettek.

Sina Beckmann und Thorsten Krettek

Neben Winderzeugung und touristischen Höhepunkten wie den Klinkerstraßen und dem südfriesischen Landschaftsidyll, ist die Region von Landwirtschaft geprägt. Dabei werden die Landmaschinen immer größer und schwerer, was einen Ausbau der ländlichen Wege nötig mache, erläutert Thorsten Krettek. Früher habe es hierfür Förderungen gegeben, die bräuchte es jetzt wieder. Sina Beckmann hat das schon in einigen Gemeinden mitgenommen und  wird das Thema in Hannover ansprechen.

Auch der soziale Wohnungsbau ist Thema. Hier passiert in der Gemeinde viel, das ist auch zu sehen, wenn man durch Bockhorn fährt. Momentan könne die Gemeinde Wohnungen mit einem Mietpreis von 5,70 Euro pro Quadratmeter anbieten. „In Bockhorn ziehen immer mehr ältere Menschen von ihren großen Häusern in kleinere Wohnungen im Zentrum, um eine bessere Nahversorgung zu haben. Junge Familien sind dann froh über die Möglichkeiten, in die leer werdenden Häuser zu ziehen.“ stellt Thorsten Krettek klar.

Auf die Frage nach kommunalem Klimaschutz gibt der Bürgermeister die Auskunft, dass es schon seit 2015 ein Klimakonzept gebe, das aktuell noch abgearbeitet, aber auch neu geschrieben werde. Dabei ist auch hier der allgemeine Fachkräftemangel zu merken. Es fehle an Menschen für die Umsetzung. Sina Beckmann freut sich über die Tatsache, dass auch die Stelle für das Klimaschutzmanagement besetzt werden soll. „Das ist ein starkes Zeichen und signalisiert, dass die Gemeinde erkannt hat, wie wichtig ihr Handeln auch in den Bereichen Klimafolgenanpassung, Umwelt- und Artenschutz ist.“

Sina Beckmann zeigt sich besonders begeistert von der aktiven Rolle, die Bockhorn bei der Energiewende einnimmt. „Die Gemeinde zeigt, wie man als Teil der Energiewende selbst davon profitieren kann. In Bockhorn gibt es 11 Anlagen, von denen 5 repowert, also durch leistungsstärkere Anlagen ersetzt, werden. Die Leistung der neuen Anlagen wird mehr als doppelt so hoch sein, wie vor dem Repowering. Die Beteiligungen der Gemeinde an den Anlagen bringen stetige Einnahmen, von denen in Bockhorn vor allem soziale Leistungen finanziert werden.“

Die Energiewende mit großen Windkraftanlagen funktioniere gut. Doch auch im Kleinen soll etwas getan werden. Der Bürgermeister kann sich eine Förderung für Balkonkraftwerke nach dem Vorbild der Stadt Jever vorstellen. „Das muss aber natürlich der Rat entscheiden. Ich könnte mir vorstellen, dass es gut zu den ersten Amtshandlungen der/des Klimaschutzmanger/in passt, eine Richtlinie für die Balkonkraftwerke zu erstellen und umzusetzen.“ Momentan ginge das aber nicht, denn es mache sich auch in Bockhorn der Fachkräftemangel bemerkbar, es fehlen Fachleute, so der Bürgermeister der Gemeinde. „Die Energieproduktion der Zukunft wird erneuerbar und dezentral sein. Wir müssen sehen, was wir tun können um diesen Notstand an Fach- und Arbeitskräften bei den Erneuerbaren zu verringern,“ begegnet Sina Beckmann, vor dem Einzug in den Landtag selbst Unternehmerin im Bereich der erneuerbaren Energien.

Als Teil der Energiewende werden immer wieder auch die neuen Strom- und Flüssiggasleitungen genannt. Hier führen viele entweder durch Bockhorn durch, oder nah an der Gemeinde vorbei, was manchmal zur Beunruhigung bei Teilen der Bevölkerung führe. Zu Diskussionen führt auch die Frage, wie beispielsweise Stromkabel verlegt werden können. Es gab mal ein Pilotprojekt zum Thema Erdverkabelung, doch mittlerweile werden aus Kosten- und Zeitgründen die Leitungen oberirdisch verlegt. „Wir müssen uns in der Politik auch unangenehmen Diskussionen stellen und im Dialog mit der Bevölkerung nach den besten Lösungen suchen. Vor allem müssen wir die Entscheidungsfindung dieser Lösungen transparent erklären, sonst können wir keine Akzeptanz in der Bevölkerung erwarten,“ – positioniert sich Sina Beckmann klar.

Eine Änderung in der Landespolitik, die sich negativ auf die Kassenlage Bockhorns auswirkt, ist die Abschaffung der Kindergartengebühren. Vor dieser Entscheidung habe man noch 140 Euro Beiträge pro Kind in der Gemeindekasse gehabt, das Land gebe pro Kind nur 120 Euro. Das wird zunehmend zum Problem, vor allem aber in Verbindung mit dem politischen Versprechen auf Ganztages-Anspruch ab 2026, für den es ebenfalls an Personal mangele, gibt Thorsten Krettek zu bedenken.

Dieser Mangel treffe auch die Gemeindeverwaltung selbst. So veräußere Bockhorn Grundstücke nicht mehr eigenständig, sondern lasse das von der NLG (Niedersächsische Landgesellschaft) machen. „Das klappt gut, aber es ist eben auch die Folge von zu wenig Personal und dem Mehr an zusätzlichen Aufgaben.“ sagt Thorsten Krettek.

Nach dem intensiven Austausch sind sich Beckmann und Krettek darin einig, im engen Austausch zu bleiben. Zum Abschluss wird es für Sina Beckmann feierlich. „Es ist eine besondere Ehre, mich ins Goldene Buch von Bockhorn eintragen zu dürfen,“ so die Landtagsabgeordnete aus Jever.

Windkraft, Wellen – Wangerland

Bei ihrer Tour durch die Gemeinden Frieslands besucht die grüne Landtagsabgeordnete Sina Beckmann auch das Wangerland. Im Gespräch mit Bürgermeister Mario Szlezak kommen beide schnell auf das Thema Energiewende zu sprechen. „Zurzeit ist die Gemeinde intensiv mit der Erstellung eines Windenergieentwicklungskonzeptes beschäftigt, das eigentliche Ziel der Änderung des Flächennutzungsplanes macht aufgrund des neuen Wind-an-Landgesetztes keinen Sinn mehr und deshalb soll eine sogenannte „Positivplanung“  für die Windenergie durchgeführt werden, das soll den Ausbau beschleunigen und die Planungskosten für die Gemeinde Wangerland reduzieren, ein besonderer Fokus liegt jetzt auch auf dem Repowering der Altanlagen durch Leistungsstärkere,“ schildert Mario Szlezak die Situation bei der Windenergieerzeugung. „Das Wangerland zeigt sich vorbildlich bei der Energiewende. Und nicht nur Windkraft spielt eine Rolle, sondern gleich ganze Energieparks, in denen zusätzlich Photovoltaik-Anlagen aufgebaut werden. Damit wird die Fläche besser ausgenutzt,“ zeigt sich Sina Beckmann angetan.

Sina Beckmann und Mario Szlezak

Bei einem anderen Punkt der Energiewende sieht Bürgermeister Mario Szlezak aber noch mehr Handlungsbedarf. „Das LNG-Terminal in Hooksiel befindet sich in unserer direkten Nähe und hat auch Auswirkungen auf den Tourismus. Die Leitungen laufen durch Friesland, nicht nur die Gas-Leitungen, sondern auch viele Stromtrassen, auch für den Offshore-Wind. Wenn wir mit der Erzeugung von erneuerbaren Energien und den Leitungen, die durch unsere Landschaft gehen, einen so großen Anteil an der Energiewende haben, sollten die Menschen hier auch davon profitieren und keine so hohen Netzentgelte zahlen. Die Region sollte für ihren Beitrag zur Energiewende entlohnt werden,“ führt Mario Szlezak aus. „Das ist klar, das Engagement vor Ort für den Ausbau der wichtigen Strom- und LNG-Infrastruktur muss belohnt werden,“ stimmt die Abgeordnete zu.

Im weiteren Gesprächsverlauf ging es dann noch detaillierter um das Thema Tourismus. Sina Beckmann, die selbst Mitglied im neu eingerichteten Unterausschuss des Landtages ist, weist einmal mehr darauf hin, wie wichtig es ist, dass der Tourismus ökonomisch wichtig für die Region ist, dass die Ökologie dabei aber nicht auf der Strecke bleiben darf. Mario Szlezak meint dazu: „Das Wangerland ist durch die Küstennähe als Wohnort attraktiv. Das schätzen auch Besucher*innen, was uns sehr freut. Unsere Aufgabe dabei ist es, einen nachhaltigen Tourismus zu gestalten, in dem „Einheimische“ und „Natur“ gut miteinander harmonieren. Dazu müssen wir natürlich auch darauf achten, eine Balance zwischen Ferienwohnungen und dauerhaft bewohnten Häusern zu finden. Denn außerhalb der Hauptsaison wollen wir auch keine Geisterdörfer,“ so Mario Szlezak.

„Tourismus-Regionen müssen auch für Einheimische interessant bleiben. Sonst fällt das Dorfleben weg, sonst fehlen irgendwann die Leute, die sich bei der Feuerwehr und in anderen wichtigen Ehrenämtern engagieren,“ gibt Beckmann zu denken. „Unser Ehrenamt stärkt den Zusammenhalt in der Gemeinde. Gleichzeitig muss unsere Feuerwehr aber auch stärker in die Gasbrandbekämpfung eingebunden werden, denn im Bedarfsfall rückt auch sie aus, wenn das nötig werden sollte,“ appelliert Bürgermeister Mario Szlezak an die grüne Landtagsabgeordnete.

Windkraft und Sanierung vom Bürgerhaus in Schortens große Themen

„Das Bürgerhaus ist -neben dem Hallenbad- eines unserer Zugpferde und soll umfassend erneuert und möglichst CO2-frei energetisch saniert werden. Das wird viel Geld kosten und wir können das nur mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land umsetzen,“ startet Bürgermeister Gerhard Böhling beim Antrittsbesuch der grünen Landtagsabgeordneten Sina Beckmann in das Gespräch. Bekannt ist die Stadt Schortens in Friesland und überregional für ihr großes kulturelles Angebot. Ob Theater, Lesungen, Comedians oder Konzerte – das Bürgerhaus hat für viele etwas zu bieten. Das Haus ist aber auch der Treffpunkt aller Generationen und der Vereine und Verbände, kurzum ein Haus für die Bürgerinnen und Bürger in Schortens. Aber es ist in die Jahre gekommen und sollte ursprünglich in Teilen erneuert werden. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und der schreckliche Krieg in der Ukraine und es änderte sich alles. Jetzt steht also die Erneuerung und Sanierung an, die auch für den kommunalen Haushalt einen großen Kraftakt erfordert.

Gerhard Böhling und Sina Beckmann

„Ich freue mich, dass Schortens auch weiterhin auf ein starkes, vielfältiges Kultur-Angebot setzt. Die Branche hatte es in den Corona-Jahren sehr schwer und es ist gut, dass wir auch kommunal die Kulturschaffenden unterstützen,“ sagt Sina Beckmann.

Bürgermeister Gerhard Böhling freut sich über den Besuch, hat er doch einige Anliegen, die er der Landtagsabgeordneten bei ihrem Antrittsbesuch mit auf den Weg geben möchte. „Ganztagesbetreuung ist wichtig und ab 2026 Pflicht, leider ist es sehr herausfordernd, entsprechendes Personal zu finden,“ so der Bürgermeister von Schortens. Die Mensa würde die Gemeinde gerne ausbauen, kämen doch in Zukunft noch mehr Kinder in die Betreuung. Sina Beckmann kennt das Problem aus anderen Gemeinden bereits: „Der Fachkräftemangel ist bei der Kinderbetreuung ein großes Problem. Wir müssen als Land und auch auf Bundesebene schauen, wie wir weiter unterstützen können, um das Versprechen der flächendeckenden Ganztagesbetreuung bis 2026 auch umsetzen zu können.“

Wie auch in anderen Gemeinden spielt die Energie eine große Rolle. So möchte sich Schortens auch direkt an der Windenergieerzeugung beteiligen. „Windkraft ist bei uns ein wichtiges Thema, im Windpark Ostiem steht ein Repowering an, dort werden in Zukunft also noch leistungsstärkere Windkraftanlagen Strom erzeugen. Die Beteiligung an der Stromerzeugung ist für unsere Stadt eine gute Chance, zusätzliche Einkommensströme zu generieren, das möchten wir natürlich wahrnehmen,“ ergänzt der Bürgermeister.

Ein Thema kommt bei den Antrittsbesuchen in Frieslands Rathäusern immer wieder auf. „Wir zahlen hier erhöhte Netzentgelte, anstatt für die Leitungen, die durch unsere Region fließen, beteiligt zu werden,“ bemängelt Gerhard Böhling. Sina Beckmann pflichtet ihm bei: „Wer was für die Energiewende tut, muss auch an den Vorteilen beteiligt werden. Ich nehme den Unmut über die aktuelle Situation in vielen Gemeinden wahr und werde das auch in Hannover ansprechen.“