Häusliche Gewalt nicht unter den Teppich kehren

Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Im Jahr 2021 wurden 161.000 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher, da viele Gewalttaten nicht zur Anzeige gebracht werden.

Petra
Petra Stomberg

„Wir wollen Frauen ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen und Anzeige zu stellen. Häusliche Gewalt hat viele Gesichter, ist aber immer eine Straftat und kein privates Problem!“, sagt Petra Stomberg, Frauenpolitische Sprecherin. „Häusliche Gewalt tritt sowohl physisch – in Form von Schlägen oder Vergewaltigung – auf, als auch in Form von psychischer Gewalt: als Beschimpfung, Stalking oder Morddrohung. In den allermeisten Fällen sind die Täter (Ex-)Partner oder Personen aus dem näheren persönlichen Umfeld. Jeden Tag versucht ein Mann seine (Ex-)Partnerin umzubringen, jeden 3. Tag gelingt der Mord.

„Häusliche Gewalt gilt immer noch als Tabuthema. 161.00 Fälle von häuslicher Gewalt wurden 2021 registriert. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil viele betroffene Frauen aus Angst oder Scham nicht zur Polizei gehen“, sagt Elisabeth Özge, Kreissprecherin der Grünen Wilhelmshaven. „Gewalt darf nicht unter den Teppich gekehrt werden! Eine offensive Thematisierung und die Aufklärung über Hilfsangebote tragen dazu bei, verborgene Gewalttaten ans Licht zu bringen“, so Özge weiter.

Laut Hilfetelefon.de ist in Deutschland:

  • Jede 3. Frau von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen.
  • Jede 4. Frau erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft.
  • Jede 4. Frau Opfer von Stalking.
  • 2 von 3 Frauen sind sexueller Belästigung ausgesetzt.
  • Fast jede 2. Frau erlebt Formen von psychischer Gewalt.
  • Aber nur jede 5. Frau nimmt Hilfsangebote an.
Elisabeth Özge
Elisabeth Özge, Kreissprecherin

Auch Trans*Frauen und nicht-binäre Menschen sind im besonderen Maße von (häuslicher) Gewalt betroffen.
Im häuslichen Umfeld erleben 79 Prozent der trans* Jugendlichen Diskriminierung. Dabei berichten insbesondere trans* Mädchen, von psychischer Gewalt in ihrer Familie.
Die daraus resultierenden Folgen sind erschreckend: Eine Studie von 2018 zeigt auf, dass trans* Jugendliche ein fünf- bis sechsmal höheres Suizidrisiko haben als cisgeschlechtliche Jugendliche.
Von 2008 bis 2019 wurden weltweit insgesamt 3.314 trans*Mordfälle registriert, auch hier waren in den meisten Fällen die Opfer trans* Frauen. Die Dunkelziffer ist höher. Konkrete Zahlen zu trans*feindlichen Taten in Deutschland fehlen, da Verbrechen gegenüber trans* Personen in den Statistiken mit homophoben Vorfällen in einen Topf geworfen werden.

Allein in Niedersachsen ist die Rate der häuslichen Gewalt während der Pandemie um fast 13% angestiegen, so wurden im letzten Jahr über 17.000 Fälle registriert und es suchen in den insgesamt 43 Frauenhäusern jährlich rund 2.200 Frauen und etwa 2.000 Kinder Schutz.
Die Folgekosten von (Männer-)Gewalt werden in der Bundesrepublik auf etwa 14,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (für Justiz, Polizei, ärztliche Behandlungen und Ausfallzeiten).
Gewalt im familiären Umfeld ist meist kein einmaliges Ereignis, sie wiederholt sich. Häufigkeit und Intensität eskalieren oftmals mit der Zeit von psychischer und physischer Gewalt zu Vergewaltigung und Mord.

Özge und Stomberg appellieren daher inständig an die Opfer von Gewalt: „Bitte nehmen sie Hilfsangebote wahr. Sie können sich bei Hilfetelefon unter der Telefonnummer
08000116016 oder online unter https://www.hilfetelefon.de/ Hilfe holen.
Dort bekommen Betroffene Hilfe sowohl online, per Chat, telefonisch sowie in Gebärdensprache und in 18 weiteren Sprachen

Regional können Sie sich ebenfalls an BISS Wilhelmshaven/ Friesland wenden (eine Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt)
Gökerstraße 125 N, 26389 Wilhelmshaven | Telefon: 04421-7786974 | E-Mail: biss-awo-whv@ewe.net | Website: https://alt.awo-ol.de/KV/Wilhelmshaven-Friesland/BISS.php