Bio-Landwirtschaft lohnt sich zweifach

Die Grünen Zetel besuchten mit Gästen und der Bundestagskandidatin Sina Beckmann den Hof des Paares Katja und Wilhelm Eden in der Zetelermarsch. 

Gut zwei Stunden zeigte Landwirt Wilhelm Edden Eden den Gästen seinen Hof und stand für Fragen zur Verfügung. „Ich bin gerne auf landwirtschaftlichen Betrieben, ob Bio oder konventionell, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Es tut sich viel in der Branche, Umwelt- und Klimaschutz sind auch bei den Landwirt*innen wichtige Themen. Und auch heute haben wir wieder gehört, dass der Bauernverband nicht wirklich die Interessen der Landwirt*innen an der Basis vertritt.“ so Sina Beckmann.

Bild:Grüne Zetel

Wilhelm Wilken, Gemeinde- und Kreistags-Abgeordneter von Bündnis 90/ Die Grünen hatte den Hofbesuch organisiert. „Mir ist wichtig, dass wir alle gemeinsam im Gespräch bleiben. Auch auf kommunaler Ebene können wir zusammen was bewegen. So zum Beispiel die Bildung der Kinder verbessern, die leider heute meistens nicht mehr wissen, dass eine Kuh gekalbt haben muss, damit sie überhaupt Milch gibt.“
Die Gäste erfuhren von Wilhelm Eden, dass er seinen Betrieb auf Bio umgestellt hatte, weil er aus dem Rad „immer höher, immer schneller, immer weiter“ raus wollte. Heute bewirtschaftet er mit seiner Familie und zwei Mitarbeitern 136 ha Grünland und gut 120 Milch-Kühe. Er setzt seit der Umstellung keinen synthetischen Dünger mehr ein und auch kein Antibiotika. „Die Bürokratie ist ein Monster“, sagt Eden und gibt das Sina Beckmann für Berlin mit auf den Weg. „Ja, wir müssen pragmatischer werden, es geht darum, unsere Landwirtschaft zu unterstützen und nicht zu behindern.“ so Beckmann. Sie nimmt aber auch die EU in die Pflicht und spielt auf die Agrar-Subventionen an. „Wir können nicht Umwelt- und Artenschutz von der Landwirtschaft verlangen und dann nicht genau für diese Gesellschaftsaufgabe keinen finanziellen Ausgleich schaffen. Wir müssen weg von der Flächenprämie und hin zu einem Modell, was die direkt Arbeit der Landwirt*innen fördert.“

Ein Gast fragte Eden, ob man denn nun wirtschaftlich Bio-Bauer sein könne oder es Träumerei ist. Wilhelm Eden hat dazu eine klare Meinung: „Jeder Hof ist individuell zu sehen und jeder, ob Bio oder konventionell, kann wirtschaftlich oder ruinös betrieben werden. Speziell in der Milchwirtschaft haben wir das Problem der unterdeckten Kosten. Für konventionell erzeugte Milch gibt es zur Zeit 34 Cent pro Liter. Die Produktions-Kosten liegen im Mittel aber bei 44 Cent. Es fehlen also zunächst 10 Cent, um überhaupt kostendeckend zu arbeiten, da reden wir noch nicht von Gewinnen. Diese Differenz muss aufgefüllt werden mit Subventionen und Kostenersparnissen. Für Bio-Betriebe sieht es da nicht anders aus. Zwar gibt es 50 Cent für den Liter Milch, die Erzeugung kostet aber auch 64 Cent. Auch hier brauchen wir Subventionen und andere Einnahme-Quellen, um das auszugleichen. Deshalb vermieten wir zum Beispiel auch zwei Ferienhäuser.“ 

Für Eden gibt es keinen Weg zurück, ihm ist die Bio-Produktion eine Herzensangelegenheit und finanziell passt es zum Glück auch. Sina Beckmann stellte abschließend fest: „Es ist toll, dass heute auch ein konventionell wirtschaftender Landwirt dabei war und wir uns austauschen konnten. Es funktioniert nur miteinander und wenn wir uns gegenseitig respektieren und zuhören. Die allermeisten Landwirt*innen wollen mit der Natur arbeiten, es ist ihre Lebensgrundlage. Aber sie wollen auch gut leben können – zurecht. Deshalb ist es an der Politik, gute Rahmenbedingungen zu setzen. Ich nehme das gerne mit nach Berlin, wenn ich es in drei Wochen in den Bundestag schaffen sollte.“