Langeoog: Seetrassen 2030

Bärbel Kraus, Vorsitzende des GRÜNEN OV Langeoog

Text von Bärbel Kraus :

Worum geht es?
Planung von zukünftigen Korridoren für Offshore-Anbindungsleitungen im niedersächsischen Küstenmeer, Seetrassen 2030

hier: Einladung des ARL (Amt für regionale Landesentwicklung) zu einem Erörterungstermin im ROV (Raumordnungsverfahren) am 15.7.21 mit öffentlichen Stellen und Naturschutzverbänden.

Ich habe über das Landesbüro Naturschutz Niedersachsen (LabüN) und Mitglied des NABU an dem Termin teilgenommen.

Mein Fazit:

Da die Bundesregierung den Ausbau der Windenergie auf See von aktuell 15 GW auf 20 GW im Jahr 2030 und 40 GW im Jahr 2040 angehoben hat, werden nach 2030 sechs Systeme über den Grenzkorridor III Baltrum/Langeoog verlaufen. Von daher ist die Sicherung weiterer Trassenräume lt. Amprion und TenneT bei uns dringend erforderlich.

Offshore Wind | Foto: doskey12@pixabay

Die von den Langeooger Grünen mit Unterstützung des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen, Herrn Dr. Kögler (weltweit anerkannter Spezialist für Horizontalbohrverfahren), geforderte alternative – wesentlich schonendere – Bohrtechnik zur Unterquerung unserer Insel und der Süßwasserlinsen werden von den Netzbetreibern mit Verweis auf Meinungen von „herrschenden Fachkreisen“ und „fehlender praktischer Erprobung“ leider nach wie vor nicht in Erwägung gezogen.

Nun ist es aber so, dass die Arbeiten wahrscheinlich erst in 8-9 Jahren auf Langeoog beginnen und bis dahin könnten alternative Bohrungen in aller Ruhe erprobt werden.

Wir haben Verbindung mit einem Bohrgestängehersteller, der für Testbohrungen spez. Gestänge fertigen würde. Leider möchten sich die Netzbetreiber diesen alternativen Bohrungen nicht annähern und nur ihre von Anfang an vorgestellte Bohrmethode einsetzen.

Diese Thematik hatten wir schon in dem Onlinetalk, zu dem ich Anfang März d.J. u.a. auch unseren Umweltminister Lies eingeladen hatte, angesprochen und Herr Lies äußerte sich in etwa wie folgt: „Es sei möglich in einem solch frühen Stadium den wichtigen Punkten Süßwasselinsen und Trassenvarianten noch ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Technologische Entwicklung müsse, wie in den vergangenen Jahren, genutzt werden, um einen umweltschonenderen Eingriff bei der Verlegung der Leitungen zu erreichen. Er wolle diese Aspekte mitnehmen“

Grüne Veranstaltung zu Seetrassen 2030 | Bild: Grüne Langeoog

Sehr schade, wir hoffen für unsere Insel, dass es hier noch zu einem Umdenken kommt, denn beim 1. Vor/Fachgespräch beim ARL am 29.6.21 hatten die Vertreter des Landesamtes für Bergbau und Geologie, der unteren Wasserbehörde des Landkreis WTM, das NLKWN und der OOWV klar und fundiert vorgetragen, dass die von den Netzbetreibern vorgesehen Bohrmethoden das Süßwasser in unserer Wasserlinse im Osten massiv schädigen könnte.

Es wurde über eine Verlegung des bisher geplanten Korridors nachgedacht (leider nicht über eine andere Bohrmethode), aber auch diese Verlegung ist w/ der Morphologie des Untergrunds und des Seegatts nicht möglich, wie uns am 15.7.21 geschildert wurde.

Die Netzbetreiber legten nun ein Gutachten vor mit dem Endergebnis, dass der Einfluss der angedachten Bohrmethode auf unsere Wasserlinse vernachlässigbar gering ist.

Das wird nun des ARL noch mit den Vertretern der vorhin benannten Behörden besprechen und klären……und wir können nur hoffen..

Des weiteren wurde mitgeteilt, dass durch die Arbeiten keine Auswirkungen auf unsere Infrastruktur zu erwarten sind, da alle Baustellen im Watt und am Nordstrand von der Wasserseite her versorgt werden sollen. Wahrscheinlich soll vom Wilhelmshavener Hafen aus der Arbeitsponton mit Schiffen zur Baustelle ins Wattenmeer geschleppt werden. Auf diesem Wege soll auch der Ponton seeseitig mit Material, Verpflegung, evtl. auch mit Personal bestückt werden. Die Entsorgung von Bohrschlämmen/Bohrklein soll auch auf dem Weg erfolgen.

Ich habe dazu noch ganz viele Fragezeichen und werde um mich um Antworten von unabhängigen Experten bemühen.

Abschließend wurde übereinstimmend festgestellt, dass die Arbeiten auf Baltrum aus naturschutzlicher Sicht konfliktärmer als die auf Langeoog sind.

Wattenmeer | analogicus@pixabay

Von Seiten des LabüN und NABU aus, habe ich aus naturschutzfachlicher Sicht gemeinsam mit dem LabüN auf eine ökologische Baubegleitung bestanden, da diese von den Netzbetreibern nur „voraussichtlich“ angedacht ist.

Zudem habe ich große Bedenken hinsichtlich der „erheblichen Beeinträchtigungen auf die Umwelt, da diese lokal, kurzfristig (bei einer jahrelangen Baustelle?) und reversibel sind“, so der Text der Netzbetreiber, der wir folgt weitergeht: „Im Übrigen werden die mit den Maßnahmen verbundenen Beeinträchtigungen der Umwelt und des Wattenmeeres auf das mind. erforderliche Maß beschränkt bleiben und im Weiteren kompensiert“

Sie sprechen von Ausgleichsmaßnahmen…….welcher Art und Wo soll kompensiert werden?

Meine Frage ist, wie kann und will man einen evtl. Schaden an unserer Süßwasserlinsen und im Weltnaturerbe Wattenmeer kompensieren? Das ist die Identität und Besonderheit unserer Insel und ein extrem schützenswertes Gut.

Wenn nun aus Sicht des ARL alle Fragen geklärt sind, kommt die landesplanerische Feststellung und die Veröffentlichung des Verfahrensergebnisses an die Vorhabenträger und öffentliche Stellen sowie durch Auslegung mit Einsicht für Jedermann.

Das soll in etwa im Herbst d.J. erfolgen und danach geht es in das Planfeststellungsverfahren, in dem wir Grünen uns auch wieder einbringen werden.