Richthofen – Empörung

Eine Meinung von Dr. Arendt Hindriksen

Richthofen war ein begnadeter Pilot mit außergewöhnlichen fliegerischen Fähigkeiten. Aus diesem Grund ist er Namensgeber des Geschwaders“, so der CDU-Kreisvorsitzender (der Harlinger berichtete).

Arendt Hindriksen
Dr. Arendt Hindriksen

Nun erwarte ich von einem CDU-Kreisvorsitzenden nicht unbedingt die Fähigkeit, historische Fakten lesen und wiedergeben zu können. Auch die Unfähigkeit zur Differenzierung muss manchem Politiker und einer Bundestagskandidatin zugebilligt werden. Nur zur Erinnerung: „Die Bundeswehr ist freiheitlichen und demokratischen Zielsetzungen verpflichtet. Für sie kann nur ein soldatisches Selbstverständnis mit Wertebindung, das sich nicht allein auf professionelles Können im Gefecht reduziert, sinn- und traditionsstiftend sein. Und weiter heißt es: „Militärische Professionalität und soldatisches Können alleine reichen nicht aus, um Traditionen für die Bundeswehr zu stiften. Historische Beispiele für soldatische Tugenden können in der Bundeswehr zwar Anerkennung erfahren. Sie sind jedoch stets in ihrem historischen Umfeld zu betrachten und in Zusammenhang mit den ihnen zugrundeliegenden Intentionen und Überzeugungen zu beurteilen.“ (aus dem Traditionserlass der Bundeswehr). Dazu aus der Biographie Manfred von Richthofens: „Es liegt nicht jedem Menschen, im letzten Augenblick noch die volle Geistesgegenwart zu behalten, ruhig zu zielen über Visier und Korn und Kopf aufsitzen zu lassen. Diese Art Menschenjagd muss tatsächlich geübt werden.“

Im 1. Weltkrieg wird besonders der Luftkrieg, entgegen aller Fakten, als ein romantisches Heldentum verklärt. Diese ganze Heldengeschichte war gefälscht. Der Luftkampf war eben kein romantisches Rittertum. Hier wurde genauso grausam gestorben wie überall sonst im Krieg. Auch Richthofen war da keine Ausnahme. Er verrichtete sein Kriegshandwerk mit der gleichen grausamen Konsequenz wie alle anderen auch. Was ist ritterlich am Töten? Nichts: Der Krieg zeugt keine Helden!“ Besonders dreist vereinnahmte dabei Hermann Göring, der bald nach Richthofens Tod Kommandeur des „Richthofen Geschwaders“ geworden war, dessen Mythos. Göring führte 1935 den „Ehrentag für die deutsche Luftwaffe“ ein, der an Richthofens Todestag bis Ende 1945 begangen wurde. Am 14. März 1935 hatte Adolf Hitler einen Erlass herausgegeben, der bestimmte, dass ein Jagdgeschwader mit der Bezeichnung „Jagdgeschwader Richthofen“ aufzustellen sei. Bis heute gilt Richthofen immer noch vielen Menschen offensichtlich als Held.

Das alles gehört auch zur Tradition, auf die sich das Jagdgeschwader Richthofen in Wittmund bezieht. Was ist daran so verwerflich, über die Namensgebung einer Kaserne einer demokratisch legitimierten Parlamentsarmee nachzudenken? Mit der Argumentation der CDU hätten wir es z.B. dann ja auch bei dem Namen Von-Lettow-Vorbeck-Kaserne (in Leer) belassen können. Diese Geschichtsauffassung ist für mich das eigentlich Empörende.

 

Dr. Arendt Hindriksen, Horsten