Nachlese – Let´s talk about: Wasserstoff-Region oder LNG-Terminal?

Am Montag, 17.08.2020 hatte Küsten-GRÜN zum Talk über das hochbrisante Thema Wasserstoff vs. LNG eingeladen. Auch diese Veranstaltung fand im digitalen Rahmen statt. Zu Gast waren Imke Byl, Landtagsabgeordnete der Grünen Niedersachsen und Sprecherin für Umwelt, Energie, Klimaschutz und Frauenpolitik, Rainer Büscher als Vertreter der Bürgerinitiative KANS und Andreas Rudolph von der Bürgerinitiative Horsten-Etzel-Marx. Der Kreissprecher der Grünen Wittmund, Dr. Arendt Hindriksen, leitete als Moderator souverän durch den Abend.

Insgesamt nahmen gut 30 Interessierte an dem Austausch statt. Diskutiert wurde vermehrt, inwieweit ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven wirtschaftlich Sinn machen würde und wie es mit etwaigen Umwelteinwirkungen aussieht. Imke Byl zeigte auf, dass die bestehenden LNG-Terminals in Europa fast alle nur eine Auslastung bis zu 40% hätten und so einfach nicht wirtschaftlich seien. Eine Förderung in eine Brückentechnologie schloss sie aus. Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass gefracktes LNG aus den USA als „Tauschmittel“ für deutsche PkW keine Lösung ist. Sina Beckmann, Kreissprecherin der Grünen Friesland erklärte, dass LNG (liquefied natural gas = verflüssigtes Erdgas) auch ökologisch durch Bio-Methan erzeugt werden kann. Schon heute wird CNG (compressed natural gas = Erdgas) für die PkW-Mobilität verwendet (PkWs mit CNG-Antrieb sind in 2019 um 7% gestiegen) – und bis Mitte 2020 stammt die Hälfte des Treibstoffes aus überschüssigem Stroh. 7 Millionen Bio-CNG-Fahrzeuge mit 0% Emissionen können so jährlich klimaneutral betrieben werden. Die anderen landwirtschaftlichen Reststoffe wie Gülle, Mist und Grünschnitt sind da noch gar nicht mit eingerechnet. Das Potential ist riesig. Und Bio-LNG hätte noch einen weiteren Einsatz-Ort: Schiffsantriebe.

Zu diesem Punkte meldete sich der Sprecher der LAG Häfen, Schiffahrt und Küstenschutz sowie Kreisvorstandssprecher der Grünen WHV, Ulf Berner, zu Wort. LNG muss auf jeden Fall im Bereich der Schifffahrt als Kraftstoff mitgedacht werden. Definitiv kein gefracktes US-LNG und am liebsten Bio-LNG, industriell produziert, da die meisten großen Ozean-Riesen sogar noch mit Schweröl unterwegs sind. Rainer Büscher von der BI KANS machte deutlich, dass das geplante LNG-Terminal in WHV so weder ökologisch noch ökonomisch Sinn macht und stellte weiteren Protest in Aussicht.

Bei dem Onlinetalk waren auch LNG-Befürworter anwesend, die sich aber leider mehrheitlich nicht öffentlich zu erkennen gaben. Ein Teilnehmer argumentierte aber dann doch pro LNG und stellte fest, dass das geplante Terminal einen Beitrag zu weniger Emissionen darstellen würde und es eine echte wirtschaftliche Chance für den Standort Niedersachsen sei.

Eine Diskussion zur Alternative Wasserstoff wollte nicht so recht entstehen – bei all der geballten Power für das Thema LNG. Das Redaktions-Team von Küsten-GRÜN hat sich daher entschieden, zu diesem Treibstoff noch mal einen gesonderten Let´s talk about Abend zu veranstalten.